„Die klassische Vollzeit-Präsenz-Arbeit funktioniert für viele hochqualifizierte Menschen nicht.“

Senta Gekeler Portrait

CleverMatch im Gespräch mit Senta Gekeler.

Frau Gekeler, was ist aktuell die größte HR-Herausforderung aus Ihrer Sicht?

Senta Gekeler: Ich sehe HR vor allem vor der großen Aufgabe, radikale Veränderung als Chance zu sehen – und sowohl Führungskräften als auch Mitarbeitenden die Angst davor zu nehmen.

Welche HR-Trends sehen Sie in der Zukunft des Personalwesens?

Meiner Beobachtung nach drehen sich die meisten HR-Trends um das Thema künstliche Intelligenz: Wie kann man sie für HR-Prozesse sinnvoll nutzen und dabei weiterhin menschliche Intuition einbinden? Wie macht man Mitarbeitende fit im Umgang mit KI? Und wie managt man die strukturellen Veränderungen, die durch KI im Unternehmen passieren?

Welche Fähigkeiten werden Ihrer Meinung nach für Führungskräfte besonders wichtig sein?

Empathie, Offenheit und Selbstreflexion – gute Führung bedeutet vor allem, Menschen mit ihren individuellen Stärken, Schwächen, Potenzialen und Bedürfnissen zu sehen und darauf einzugehen.

Welche Lösungen sehen Sie im Umgang mit dem Fachkräftemangel?

Mehr Flexibilität und Kreativität, was neue Arbeits- und Beschäftigungsmodelle angeht. Die klassische Vollzeit-Präsenz-Arbeit funktioniert für viele hochqualifizierte Menschen nicht, da sie sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern müssen, eine chronische Krankheit haben oder neurodivergent sind – dabei könnten sie sehr produktiv sein, wenn man die Rahmenbedingungen anpasst. Das fängt bereits im Recruiting an, etwa mit ehrlichen, klar formulierten Stellenanzeigen. Auch interessant gegen den Fachkräftemangel sind Modelle, die Expert*innen im Rentenalter flexibel in Unternehmensprozess oder auch nur einzelne Projekte einbinden.

Welche sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten KPIs im HR-Umfeld?

Ich fände es vor allem wichtig, zu messen, wie sich neue Modelle wie die Viertagewoche bei gleichem Lohn wirklich auf die Mitarbeitenden und ihre Produktivität auswirken. Wenn sich dann herausstellt, dass der Krankenstand signifikant sinkt, die Leistung gleichbleibt und die Zufriedenheit steigt, gibt es nämlich keine Ausreden mehr und Unternehmen fangen hoffentlich endlich an, umzudenken!