„Die meisten Mitarbeiter:innen gehen aufgrund ihrer Führungskräfte.“

Selma Sadikovic Portrait

CleverMatch im Gespräch mit Selma Sadikovic, Head of HR Niche Beauty & parfumdreams, Moderatorin und Speakerin.

Frau Sadikovic, was ist aktuell die größte HR-Herausforderung aus Ihrer Sicht?

Selma Sadikovic: Ich beobachte, dass HR-Abteilungen voneinander wegdriften. Während sich die eine Hälfte der HR-Verantwortlichen mit Excel-Tabellen, fehlenden Budgets für Personalmarketing und Daten-Blackboxes beschäftigen, unterhält sich die andere Hälfte alle zwei Wochen auf verschiedensten Konferenzen und Events zu den Themen Automatisierung, KI-gestützte HR-Arbeit und Digitalisierung. Das passt für mich irgendwie nicht zusammen. Interessant zu sehen jedoch, dass alle ähnliche Herausforderungen zu haben scheinen: das Finden und Binden von Mitarbeiter:innen. Wo sind die Fachkräfte? Und wenn ich sie gefunden habe: Wie stelle ich sicher, dass sie bei mir bleiben?

Welche HR-Trends sehen Sie in der Zukunft des Personalwesens?

In meinen Augen wird es zunehmend wichtiger, sich mit den Themen Führung und Weiterentwicklung zu beschäftigen. Die meisten Mitarbeiter:innen gehen aufgrund ihrer Führungskräfte. Hier hat HR große Hebel, das Thema Retention mitzugestalten. Ähnlich sieht es mit dem Thema Weiterentwicklung aus: habe ich das Gefühl, dass ich mich parallel zu meiner persönlichen Entwicklung im Job gut aufgehoben fühle und mich neu erfinden kann, sinkt meine Wechselmotivation.

Welche Fähigkeiten werden Ihrer Meinung nach für Führungskräfte besonders wichtig sein?

Empathisches Zuhören. Das klingt unheimlich banal. Aber im Alltag vergessen wir oft, dass Mitarbeiter:innen uns sehr oft sehr genau sagen, was sie stört und was nicht. Wir haben nur verlernt, zuzuhören. Oder nehmen uns nicht die Zeit dafür. Führungskräfte sind leider in der Realität oftmals so eingespannt in operativen Arbeiten, dass die Kernaufgabe zu kurz kommt: Führung.

Welche Lösungen sehen Sie im Umgang mit dem Fachkräftemangel?

Ganz generell gesprochen: Unternehmen müssen flexibler werden, was Eintrittsbarrieren in ihre Jobs angeht. Bevor ich ein Jahr damit verbringe, auf den perfekten Kandidaten zu warten, lohnt es sich vielleicht in manchen Bereichen, eine juniorigere oder nicht perfekt ausgebildete Person einzustellen – und ihr on the job alles Wichtige beizubringen.

Welche sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten KPIs im HR-Umfeld?

Schwer zu sagen, da alle KPIs verschiedene Zwecke erfüllen und ihre Daseinsberechtigung haben. Aus dem Stegreif heraus würde ich sagen, dass es sich vor allem lohnt, im Recruiting sehr datengestützt zu arbeiten. Daraus lässt sich meist viel ableiten.