„Mit Wertschätzung den größten Engpass der Wirtschaft bewältigen.“

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CleverMatch im Gespräch mit Manuela Wenger, Expertin für wertschätzende Unternehmenskultur, Coach, Sparringpartner für Führungskräfte.

Frau Wenger, was ist aus Ihrer Sicht aktuell die größte HR-Herausforderung?

Manuela Wenger: Aus meiner Sicht als Wertschätzerin ist es definitiv die echte Wertschätzung und Anerkennung der Mitarbeiter:innen (Unternehmenskultur), ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit gesehen und geschätzt wird und nicht nur bloße Worte bleiben. Damit einher ist auch Diversity, Equity & Inclusion zu berücksichtigen, für Chancengleichheit und dass sich Mitarbeiter:innen inkludiert fühlen.

Damit wird nicht nur das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter:innen gesteigert, sondern nachweislich auch die Produktivität, die Rentabilität eines Unternehmens und die Fluktuation sowie die Krankenstandstage sinken.

Ein wesentlicher Punkt bei der Umsetzung ist die offene und transparente Kommunikation und Transparenz. Damit wird ein Gefühl von Vertrauen geschaffen, das wiederum zur Zugehörigkeit führt und letztendlich zur Loyalität zum Unternehmen – sprich Mitarbeiterbindung.

Welche HR-Trends sehen Sie in der Zukunft des Personalwesens?

Grob gesagt wird es darum gehen, den Mitarbeitenden auch wirklich in den Mittelpunkt zu stellen und eine Kultur der Wertschätzung zu entwickeln. Ich sehe in meiner Arbeit, dass Unternehmen, die diesen Weg bereits eingeschlagen und ihn frühzeitig erkannt haben, attraktivere Arbeitgeber sind und eine produktivere und zufriedenere Belegschaft und höhere Bewerbungszahlen haben.

Im Speziellen denke ich, dass einerseits auch hier die kulturelle Komponente ganz vorne dabei sein wird „müssen“. Es braucht eine stärkere Fokussierung von Maßnahmen zur Förderung von einer vielfältigen und wertschätzenden Unternehmenskultur – und das alles gepaart mit viel SINN.

Andererseits braucht es auch den Blick auf individuelle Entwicklungspläne, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Karriereziele der Mitarbeiter:innen abgestimmt sind.

Welche Fähigkeiten werden Ihrer Meinung nach für Führungskräfte besonders wichtig sein?

Wertschätzung ist und wird die Schlüsselkompetenz der Führungskräfte von heute und morgen sein. Ich sehe bei den Mitarbeiterbefragungen meiner Kund:innen immer wieder, dass Wertschätzung einer der am meisten geforderten Werte in der Unternehmenskultur ist, aber leider auch meistens der am wenigsten wahrgenommene Werte.

Führungskräfte müssen bereit sein, sich einer kontinuierlichen Weiterentwicklung zu stellen. Wertschätzung, Emotionale Intelligenz, Strategisches Denken, Anpassungsfähigkeit und das richtige Gespür, ihre Mitarbeitenden zu fordern und zu fördern. Wer diese Fähigkeiten beherrscht, ist bestens gerüstet, um das Team erfolgreich durch Veränderungen zu führen und eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen.

Dies hat nicht nur auf bereits bestehende Mitarbeiter:innen eine Auswirkung, sondern auch auf externe Bewerber:innen. Somit kann ich hier auf die Stärkung der Arbeitgebermarke zusätzlich einzahlen.

Welche Lösungen sehen Sie im Umgang mit dem Fachkräftemangel?

Mein Leitsatz ist dabei: „Mit Wertschätzung den größten Engpass der Wirtschaft bewältigen“ – nämlich den Fach- und Arbeitskräftemangel. Wertschätzung ist das „Bindemittel“. Denn dort wo sich Mitarbeiter:innen wohl fühlen – und das hat nichts mit Lounge, Couch oder Cocktails zu tun – werden Mitarbeiter:innen lieber bleiben und nicht das Unternehmen wechseln, weil sie ein Angebot aus einem anderen Unternehmen bekommen.

Das heißt, dort wo für mich die Unternehmenskultur in Ordnung ist, da werde ich gerne arbeiten und auch meine Freunde davon informieren, wenn es offene Stellenausschreibungen gibt. Diese Weiterempfehlung mache ich nur, wenn ich dies auch aus gutem Gewissen teilen kann.

Welche sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten KPIs im HR-Umfeld?

Dies auf „nur 3“ zu reduzieren ist gar nicht so einfach, weil es so viele wichtige KPIs gibt, die man nicht außer Acht lassen darf.

Meines Erachtens wären das Mitarbeiter-Zufriedenheit und damit einher Mitarbeiter-Engagement, Mitarbeiter-Entwicklung, On- und Offboarding.